WIEDLISBACHER
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AUGUST 2016
11
GEMEINDE
Kennen Sie einen Heimweh-
Wiedlisbacher, welchen wir für unsere
Rubrik anfragen könnten oder sind Sie
gar selbst Heimweh-Wiedlisbacher?
Dann melden Sie sich bei der Redak-
tion des Wiedlisbacher Kuriers
Gemeindeverwaltung Wiedlisbach
Hinterstädtli 13, 4537 Wiedlisbach
Tel. 032 636 27 26
gemeindeverwaltung@wiedlisbach.chWir freuen uns auf viele bekannte
Gesichter und spannende
Geschichten.
Heute sage ich eindeutig ja. Es hat Zeiten
gegeben, wo ich eher nein gesagt hätte.
15 Jahre habe ich als Betriebsleiter und
Geschäftsführer für Schweizer-Tochter-
firmen in der Maschinenindustrie in São
Paulo gearbeitet. São Paulo ist mit bald
20 Mio. Einwohnern die Wirtschaftsmet-
ropole des Landes.
Der Anfang war schwierig. Mangelnde
Sprachkenntnisse, Arbeitswege von 1–2
Autostunden durch chaotischen Verkehr,
Grossstadtchaos, Streiks, Überfälle, Re-
zession, Qualitätsprobleme mit schlecht
ausgebildeten Arbeitskräften, Korrupti-
on etc. machten mir schwer zu schaffen.
Nach den ersten paar Wochen wäre ich
am liebsten wieder zurückgekehrt. Wie
konnte ich nur geregelte schweizerische
Verhältnisse gegen improvisiertes süd-
amerikanisches Chaos eintauschen!? Ver-
bissen nahm ich die unzähligen Proble-
me in Angriff. Nach ersten allmählich
eintretenden Erfolgen fing mir die Arbeit
langsam an Spass zu machen. Allein auf
mich selbst angewiesen, mit Verantwor-
tungsbereichen und beruflichen Mög-
lichkeiten grösser als ich mir je ge-
wünscht hatte, gewann ich zusehends an
Selbsbewusstsein und fühlte mich bald
einmal beruflich realisiert. In den 80-Jah-
ren wurde das Umfeld in Brasilien, insbe-
sondere auch für die Maschinenindust-
rie, katastrophal. Unfähige Regierungen
verursachten soziale Unruhen mit galop-
pierender Inflation.
Die Wirtschaft bewegte sich zeitweise
am Rande des Abgrundes. Des Gross-
stadtlebens müde und angesichts einer
unsicheren Zukunft in der Maschineni-
dustrie beschlossen meine Frau und ich
unserem Leben eine komplett andere
Richtung zu geben. Meine zweite Frau ist
Brasilianerin und kommt aus dem Hotel-
gewerbe. Wir beschlossen in die Hotel-
branche einzusteigen, meinen langjähri-
gen Traum erfüllend, ein selbstständiger
Unternehmer zu sein. Nach langer Pla-
nungsphase und einer 4-jährigen Bau-
zeit sind wir seit bald 25 Jahren Besitzer
eines gediegenen Hotels in Paraty, einem
kleinen im Kolonialstil gebauten Hafen-
und Seeräuberstädtchen am atlanti-
schen Ozean. Im 17. Jahrhundert wurde
Paraty unter den portugiesischen Kloni-
alherren ein bedeutender Handelshafen,
wo unter anderem auch das im Landesin-
nere abgebaute Gold nach Portugal ver-
schifft wurde. Nach dem Abzug der Por-
tugiesen und der erlangten Selbststän-
digkeit Brasiliens verfiel Paraty in einen
Dornröschenschlaf, aus dem es erst in
den 50-er Jahren erwachte, als es auf dem
Landweg durch die romantische Küsten-
strasse Santos – Rio de Janeiro erschlos-
sen wurde. Paraty steht unter nationa-
lem und internationalem Denkmal-
schutz und ist einer der berühmtesten
und meistbesuchten Touristenorte Brasi-
liens. Die Altstadt mit ihren weissge-
tünchten Häusern und Kirchen und ver-
schiedenfarbigen Fenstern und Türen ist
ein Kleinod. Die 3-stündige Autofahrt
von Rio de Janeiro (von São Paulo sind es
4 Stunden ) versetzt den Touristen bald
mitten in eine tropische Traumland-
schaft. Kilometerweit geht es an feinsan-
digen einsamen Stränden entlang, im
Hintergrund das samtblaue Meer mit ei-
ner üppig bewachsenen Inselwelt. Aus
dem Küstenurwald leuchtet die tropi-
sche Blütenpracht.
In den Stadtkern von Paraty kommt man
nur zu Fuss. Die schweren rostigen Eisen-
ketten passierend wird man sofort von
der architektonischen Schönheit, den
bunten Läden, Bars, Restaurants und Ho-
tels, dem eifrigen Treiben der Strassen-
verkäufer, dem Früchte- und Fischmarkt,
nicht zuletzt vom freundlichen Wesen
der Einwohner beeindruckt.
Der kleine Boots- und Fischerhafen, Aus-
gangspunkt für unvergessliche Bootsaus-
flüge zu den paradiesischen Badesträn-
den, ist eine besondere Atraktion. Für
Brasiliens Künstlerwelt ist Paraty zu ei-
nem Art Mekka geworden. Prominente
aus aller Welt sind häufig zu Gast. Die
Reize des Städtchens und seine Umge-
bung dienten unzähligen nationalen
und internationalen Filmen und Werbe-
spots als Kulisse. Sollte Brasilien und das
Kleinod Paraty in dem einen oder ande-
ren Wiedlisbacher Interesse geweckt ha-
ben, würden wir uns auf Besuche riesig
freuen.
UNSERE ADRESSE:
Parque Hotel Perequê
Av. Otavio Gama, 390
23970-000 PARATY-RJ - Brasil
Telefon: 0055 24 3371 2312
www.hotelpereque.com.brhotelpereque@hotelpereque.com.br
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