Previous Page  10 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 10 / 48 Next Page
Page Background

AUGUST 2016

|

WIEDLISBACHER

10

wir regen Kontakt und unser Jahrgang

trifft sich periodisch in Bern. Nach abge-

schlossener Lehre trat ich ins Technikum

Biel ein. Nach dreijähriger Studienzeit –

unterbrochen von 2 Jahren Militärdienst

– wurde ich zum Maschinen–Ingenieur

diplomiert.

Während meiner Lehr- und Studienzeit

teilte ich mein Zimmer in Bern mit Ro-

bert (Otto) Obrecht. Es kam so: Nach dem

Gymerabschluss beschloss Otto, wie sein

bekannter Onkel, Arzt zu werden. Das

Studium nahm er an der Uni Bern auf.

Naheliegend war, nachdem wir schon in

Wiedlisbach im selben Haus aufgewach-

sen waren, dass er als neues Familienmit-

glied bei uns einzog. Otto und ich ver-

brachten zusammen eine unvergessliche

Bernerzeit, über die zu berichten ein di-

ckes Buch nötig wäre.

AUSLANDAUFENTHALT IN

PAKISTAN (1967–1970)

Ferne Länder haben mich immer faszi-

niert. Schon während der Studienzeit

habe ich den Entschluss gefasst, nach

dem Diplomabschluss im Ausland zu ar-

beiten. Meine ersten 3 Auslandjahre ver-

brachte ich in Karachi, West-Pakistan. Im

Auftrag einer Schweizerfirma war ich

mit andern Europäern am Aufbau, an

der Inbetrieb- und Produktionsaufnah-

me einer Werkzeugmaschinen-, Getrie-

be- und Waffenfabrik tätig. Bald einmal

kam ich zur Überzeugung, dass Pakistan

nach unseren Wertmassstäben keine

grosse Zukunft hat. Anderseits faszinier-

te mich der Orient mit seiner Kultur und

seinen Traditionen aufs Tiefste. Unendli-

che Küstenlandschaften, Sandwüsten,

kahle Gebirgslandschaften im Norden

bis hinauf zum schneebedeckten Hindu-

kusch, die wandernden Nomadenstäm-

me, die geheimnissvollen Bazare und die

Teehäuser, das Feilschen beim Teppich-

händler, die fürchterliche Armut, die

prunkvollen Paläste, der fanatische Glau-

ben sind Gegensätze die jeden Besucher

beeindrucken.

ZURÜCK IN DER SCHWEIZ

(1971–1977)

Wieder zurück in der Schweiz war ich

auf der Suche nach einer neuen Stelle im

Ausland. Da ich nichts zusprechendes

fand und eine Schweizer-Maschinenfab-

rik mir in einem modernsten Werk den

Posten des Fabrikleiters anbot, wurde ich

bald ein häuslicher Normalschweizer.

Am neuen Arbeitsort fand ich unter bes-

tem Management ideale Arbeitsbedin-

gungen. Nach dem Bau eines Eigenheims

in der Nähe des Arbeitsortes schien mei-

ne berufliche Laufbahn bis zur Pensio-

nierung vorprogrammiert. Im Verlaufe

der Jahre, insbesondere auf meinem täg-

lichen Gang zur Arbeit, begann ich mich

zu fragen, ob ich dieses (zu)geregelte Le-

ben wohl für die nächsten 30 Jahre aus-

halten werde.

Auslandgedanken verbunden mit

mehr Freiheit kamen immer mehr in

mir auf.

Eines Tages kam mir unverhofft ein Stel-

leninserat in die Finger: «Gesucht Be-

triebsleiter nach Südamerika.» Nach lan-

gem Abwägen entschlossen wir uns, un-

sere Zelte nach 6 Jahren Schweiz

abzubrechen und die Herausforderung

im unbekannten Kontinent, im Land der

Zukunft – Brasilien – anzunehmen. Mit 2

kleinen Kindern, Hund und einer riesi-

gen Kiste Umzugsgut trafen wir im April

1977 in São Paulo ein.

ODYSSEE BRASILIEN

(AB 1977)

Heute bin ich seit 39 Jahren in Brasilien.

Das Land ist zu meiner zweiten Heimat

geworden. Rückblickend zu beantwor-

ten, ob der Entscheid die Heimat zu ver-

lassen richtig war oder nicht, war nicht

immer einfach.