AUGUST 2016
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WIEDLISBACHER
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wir regen Kontakt und unser Jahrgang
trifft sich periodisch in Bern. Nach abge-
schlossener Lehre trat ich ins Technikum
Biel ein. Nach dreijähriger Studienzeit –
unterbrochen von 2 Jahren Militärdienst
– wurde ich zum Maschinen–Ingenieur
diplomiert.
Während meiner Lehr- und Studienzeit
teilte ich mein Zimmer in Bern mit Ro-
bert (Otto) Obrecht. Es kam so: Nach dem
Gymerabschluss beschloss Otto, wie sein
bekannter Onkel, Arzt zu werden. Das
Studium nahm er an der Uni Bern auf.
Naheliegend war, nachdem wir schon in
Wiedlisbach im selben Haus aufgewach-
sen waren, dass er als neues Familienmit-
glied bei uns einzog. Otto und ich ver-
brachten zusammen eine unvergessliche
Bernerzeit, über die zu berichten ein di-
ckes Buch nötig wäre.
AUSLANDAUFENTHALT IN
PAKISTAN (1967–1970)
Ferne Länder haben mich immer faszi-
niert. Schon während der Studienzeit
habe ich den Entschluss gefasst, nach
dem Diplomabschluss im Ausland zu ar-
beiten. Meine ersten 3 Auslandjahre ver-
brachte ich in Karachi, West-Pakistan. Im
Auftrag einer Schweizerfirma war ich
mit andern Europäern am Aufbau, an
der Inbetrieb- und Produktionsaufnah-
me einer Werkzeugmaschinen-, Getrie-
be- und Waffenfabrik tätig. Bald einmal
kam ich zur Überzeugung, dass Pakistan
nach unseren Wertmassstäben keine
grosse Zukunft hat. Anderseits faszinier-
te mich der Orient mit seiner Kultur und
seinen Traditionen aufs Tiefste. Unendli-
che Küstenlandschaften, Sandwüsten,
kahle Gebirgslandschaften im Norden
bis hinauf zum schneebedeckten Hindu-
kusch, die wandernden Nomadenstäm-
me, die geheimnissvollen Bazare und die
Teehäuser, das Feilschen beim Teppich-
händler, die fürchterliche Armut, die
prunkvollen Paläste, der fanatische Glau-
ben sind Gegensätze die jeden Besucher
beeindrucken.
ZURÜCK IN DER SCHWEIZ
(1971–1977)
Wieder zurück in der Schweiz war ich
auf der Suche nach einer neuen Stelle im
Ausland. Da ich nichts zusprechendes
fand und eine Schweizer-Maschinenfab-
rik mir in einem modernsten Werk den
Posten des Fabrikleiters anbot, wurde ich
bald ein häuslicher Normalschweizer.
Am neuen Arbeitsort fand ich unter bes-
tem Management ideale Arbeitsbedin-
gungen. Nach dem Bau eines Eigenheims
in der Nähe des Arbeitsortes schien mei-
ne berufliche Laufbahn bis zur Pensio-
nierung vorprogrammiert. Im Verlaufe
der Jahre, insbesondere auf meinem täg-
lichen Gang zur Arbeit, begann ich mich
zu fragen, ob ich dieses (zu)geregelte Le-
ben wohl für die nächsten 30 Jahre aus-
halten werde.
Auslandgedanken verbunden mit
mehr Freiheit kamen immer mehr in
mir auf.
Eines Tages kam mir unverhofft ein Stel-
leninserat in die Finger: «Gesucht Be-
triebsleiter nach Südamerika.» Nach lan-
gem Abwägen entschlossen wir uns, un-
sere Zelte nach 6 Jahren Schweiz
abzubrechen und die Herausforderung
im unbekannten Kontinent, im Land der
Zukunft – Brasilien – anzunehmen. Mit 2
kleinen Kindern, Hund und einer riesi-
gen Kiste Umzugsgut trafen wir im April
1977 in São Paulo ein.
ODYSSEE BRASILIEN
(AB 1977)
Heute bin ich seit 39 Jahren in Brasilien.
Das Land ist zu meiner zweiten Heimat
geworden. Rückblickend zu beantwor-
ten, ob der Entscheid die Heimat zu ver-
lassen richtig war oder nicht, war nicht
immer einfach.